In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit ging Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber der Frage nach, wie uns der Glaube in Krisenzeiten Hilfe und Orientierung sein kann. Unter dem Titel „Wunden verbinden“ nutzte er den Vorgang der Rebveredelung aus dem Weinbau als Vergleich und präsentierte dazu erneut ein bildstarkes und emotionales Video.
Jetzt ist das Motiv der verwundeten Wurzeln und des neu wachsenden Rebstockes auf der Osterkerze zu sehen: Unten die Wurzeln, die tief bis ins Wasser reichen, oben ein aus Rebstöcken geformtes Kreuz. Dazwischen die ebenso verbundene wie verbindende Wunde, die auf den ersten Blick viel zu groß erscheint. Doch, so Gerber: „Betrachten wir die Wunde als Bild für erlebte Traumata, dann passen die Proportionen.“
In seiner Predigt am Ostermorgen ging Bischof Gerber auf Traumata ein, die etwa Vertriebene erleiden mussten oder auch Menschen, die Missbrauch erlebt haben. Ihnen falle es oft schwer, an den Ort zurückzukehren, der mit ihrem Trauma verbunden ist, so Gerber. Dabei zog er Parallelen zur biblischen Geschichte der drei Frauen am Grab Jesu: Für sie wurde nach jenem ersten Ostermorgen das Grab Jesu vom Ort ihrer tiefsten Trauer zu einem Ort der unerwarteten Hoffnung.
Das Markusevangelium beschreibt die Reaktion der Frauen auf die leere Grabkammer und die Botschaft des Engels mit großer Menschenkenntnis, betonte Gerber und ergänzte die Leseordnung des Tages um den entscheidenden Vers aus Mk 16,6: „Da verließen sie das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.”
Der Ostermorgen endete zunächst mit der Flucht der drei Frauen. Und doch hat er einen Wachstumsprozess ausgelöst, betonte Gerber. Hier zeige das Markusevangelium einen großen Realismus und eine Menschenkenntnis, welche die Wirkung von Traumata berücksichtigt: An Ostern wird nicht einfach ein Schalter umgelegt, sondern es beginnt erst langsam ein Wachstumsprozess.
Das furchtbar Geschehene, die Eindrücke von Golgotha, der Kreuzestod als das vermeintliche Ende, als Omega, werden die drei Frauen ein Leben lang begleitet haben, betonte der Bischof. „Und doch, mit diesen Bildern gehen sie von jenem Ostermorgen ab einen neuen Weg“ so Gerber: „Einen Weg, an dem sie Jesus als den Anfang, als das Alpha ihrer Hoffnung erleben.“
Die Oster-Feierlichkeiten werden am Ostersonntag um 10 Uhr mit einem festlichen Pontifikalamt zur Auferstehung des Herrn fortgesetzt. Hauptzelebrant ist Bischof Dr. Michael Gerber. An Ostermontag lädt Weihbischof und Domdechant Prof. Dr. Karlheinz Diez ebenfalls um 10 Uhr zu einem festlichen Pontifikalamt in den Fuldaer Dom ein.
Die Feier der Osternacht ist der Höhepunkt des liturgischen Jahres in der katholischen Kirche. Sie beginnt oft schon nach Einbruch der Dunkelheit am Karsamstag oder am frühen Morgen vor Sonnenaufgang am Ostersonntag. Die Feier besteht aus vier Teilen: Lichtfeier, Wortgottesdienst, Tauffeier und Eucharistie. Mit dem Entzünden der Osterkerze wird die Auferstehung Jesu symbolisiert und die Dunkelheit der Sünde und des Todes überwunden. Die Osternacht ist eine Feier der Erneuerung und des Neubeginns, in der die Gläubigen an die Auferstehung Jesu und die Hoffnung auf ewiges Leben erinnert werden.
Wunden, Wurzeln und Wachstumsprozesse: Zentralen Motiv des diesjährigen Hirtenwortes von Bischof Dr. Michael Gerber sind sowohl in die künstlerische Gestaltung der Osterkerze als auch in seine Predigt zur Osternacht eingeflossen. Zu Beginn der Fastenzeit präsentierte das Bistum Fulda zum Hirtenwort von Bischof Gerber auch ein bildstarkes und emotionales Video. Unter dem mehrdimensionalen Titel „Wunden verbinden“ geht Gerber darin am Beispiel der Rebveredelung aus dem Weinbau der Frage nach, wie uns der Glaube in Krisenzeiten Hilfe und Orientierung sein kann.
Das Video und weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.hirtenwort.bistum-fulda.de
Alle Bilder: Bistum Fulda / Marzena Seidel
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